- 23. Juli 2025
- Veröffentlicht durch: Georg Breddermann
- Kategorien: FührungPersonalmanagement
Gleitzeit trifft Schichtarbeit: Flexibilität mit System – nicht nur Wunschdenken
Schichtarbeit gilt als Inbegriff starrer Arbeitszeiten – Gleitzeit hingegen als Inbegriff von Flexibilität. Doch was passiert, wenn man beides kombiniert? Ein österreichisches Expertenteam zeigt in der Fachzeitschrift Sozialpolitik: Die Verbindung von Schichtarbeit und Gleitzeit ist nicht nur möglich – sie kann sogar zur Ideallösung für beide Seiten werden.
Was bedeutet Gleitzeit eigentlich genau?
Gleitzeit erlaubt es Beschäftigten, Beginn und Ende ihrer täglichen Arbeitszeit innerhalb eines definierten Rahmens selbst zu bestimmen – außerhalb der sogenannten Fixzeiten. Auch wenn das Arbeitszeitgesetz in Deutschland Gleitzeit nicht ausdrücklich regelt, gelten alle arbeitsrechtlichen Vorgaben uneingeschränkt. Die Umsetzung erfolgt in der Regel über eine Betriebsvereinbarung.
Typische Regelungspunkte:
- Wöchentliche Arbeitszeit & Gleitzeitrahmen
- Arbeitszeitkonto & Zeiterfassung
- Umgang mit Überstunden
- Funktionszeiten: Anwesenheitspflichten auf Teamebene, nicht individuell
Gleitzeit in der Schichtarbeit – wie soll das funktionieren?
Variante 1: Gleitzeit im Schichtmodell
Laut Ximes GmbH funktioniert diese Variante erstaunlich gut, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind:
- Das Modell bleibt ein Schichtsystem, wird aber mit Gleitzeitrahmen ergänzt.
- Beschäftigte können innerhalb des Schichtrahmens Beginn und Ende ihrer Schicht selbst bestimmen.
- Besonders geeignet: Tätigkeiten mit geringer Zeitkritik, bei denen Zeitautonomie betriebswirtschaftlich tragbar ist.
Vorteile: Mehr Selbstbestimmung ohne Anpassung der Betriebsabläufe
Variante 2: Schichtarbeit in ein Gleitzeitsystem integrieren
Diese Variante ist deutlich schwieriger umzusetzen:
- Freiheiten der Gleitzeit würden durch Schichtanforderungen eingeschränkt.
- Erfolg nur bei ehrlicher Kommunikation, klarer Notwendigkeit und definierten Zeitfenstern durch die Betriebsleitung.
Risiken: Frust durch erzwungene Zeitlagen, Vertrauensverlust
Praxisbeispiel aus einem technischen Labor
Ein Labor mit 5-Tage-Betrieb (Mo–Fr) von 6:00–23:00 Uhr integriert Gleitzeit erfolgreich:
- Gleitzeitrahmen: 5:30–23:30 Uhr
- Drei definierte Funktionszeiten (bis 20:00/23:00 Uhr)
- 12 Mitarbeitende bei Bedarf von 10 Vollzeitäquivalenten
- Flexibilität auch bei ungeplanten Ausfällen
- Ergebnis: Stabiler Betrieb mit erweiterter Autonomie
Fazit: Flexible Schichtsysteme – zwischen Vision und Realität
Die Kombination aus Gleitzeit und Schichtarbeit ist keine Utopie – aber sie verlangt Planung, Kommunikation und Vertrauen. Richtig umgesetzt, entsteht ein Modell, das betriebliche Effizienz und persönliche Lebensqualität verbindet.
Gute Arbeitszeitmodelle beginnen nicht auf dem Papier, sondern im Dialog.
Quellenangabe:
Hensiek, J. (2025): Gleitzeit in der Schichtarbeit: Ideallösung für die Praxis? Haufe Online Redaktion, 10.06.2025
www.haufe.de